‪+49 1512 2901178‬ info@alexanderberens.com

Einfach gesagt, ist ein Historiker jemand, der sich mit der Geschichte beschäftigt und sie erforscht. Da man aber nicht alles gleichzeitig erforschen kann, hat ein jeder Historiker ein Fachgebiet. Der eine ist in der alten Geschichte, der so genannten Antike, zu Hause, der andere im Mittelalter und wiederum ein anderer in der Neuzeit. Dabei gibt es in den einzelnen Abschnitten wiederum tausende von Möglichkeiten, die man untersuchen kann.

Vielfach verbindet man mit der Geschichte und denjenigen, die sich mit ihr beschäftigen, etwas Staubtrockenes. Alte Bücher, alte Gebäude oder alte Sachen, die einen nicht interessieren. Langweiliger Unterricht mit einer Unmenge an Jahreszahlen, die bei vielen im Vordergrund stehen. Das ist nicht die Geschichte, wie ich sie verstehe, geschweige denn vermitteln möchte. Gedankt sei hier meinen Eltern und meinen beiden Geschichtslehrerinnen, die alles andere waren, nur nicht altbacken.   

Ich persönlich glaube, dass die Arbeit eines Historikers weitaus nachhaltiger ist, als nur alte Bücher und Dokumente zu wälzen und daraus ein Bild der Vergangenheit zu entwerfen. Ich glaube in der Tat, dass der Historiker eine große Verantwortung besitzt. Er ist ein Geschichtenerzähler, ein Storyteller, wie es heute so schön heißt. Er kann mit seiner Arbeit etwas vermitteln, was zwar in der Vergangenheit passiert ist, aus dem wir aber für das Heute etwas lernen können, um die richtigen Entscheidungen für das Morgen zu treffen. 

Der Historiker ist einem Polizisten bei einer Kriminaluntersuchung nicht unähnlich. Er ist im gewissen Sinne ein Detektiv der Geschichte, eine Spürnase, ein Schnüffler, ein Profiler, der von einem Ereignis oder einer Person der Vergangenheit ein Profil erstellt.

Dabei wird er auch vor Herausforderungen gestellt. Es passiert nur allzu leicht, dass man von seinem jetzigen Standpunkt aus urteilt. Das ist fatal, legt man die Maßstäbe der heutigen Zeit an die Vergangenheit an. Das ergibt aber ein verzerrtes Bild. Im Gegenteil ist es wichtig, sich in die Zeit zu versetzen, die man behandelt. Das heißt, in die Gedankenwelt (Ideologien), die gesellschaftlichen Konditionierungen, politischen Rahmenbedingungen wie Krisen, Kriege oder Revolutionen etc., bevor man irgendwelche Schlüsse zieht.

Bedient sich der Historiker einer Quelle, muss er sie zunächst historisch einordnen und eben jene Paramater abfragen, die ich gerade angedeutet habe. Bei der Analyse historischer Sachverhalte, das gilt auch für die Gegenwart, muss man sich den kritischen Verstand bewahren und jederzeit bereit sein, zu hinterfragen. Es heißt nicht umsonst, Geschichte wird von den Siegern geschrieben oder denen, die die Macht haben.

Daher ist bei der historischen Arbeit Achtsamkeit erforderlich, um Ungenauigkeiten zu erkennen, vielleicht sogar Täuschungen oder bewusste Vertuschungen. Sie ist ebenso wichtig wie Beharrlichkeit. Manchmal erfordert es auch Mut, seine These zu verlautbaren, die man von einem historischen Ereignis aufgrund seiner Forschungen hat. Vor allem dann, wenn sie nicht der bisherigen oder einer anderen Forschungsmeinung entspricht oder gar dem gesellschaftlichen Konsens zuwiderläuft. Dann kann es mitunter auch persönlich werden, wenn das Ego, leider auch häufig die Angst federführend wird. Es könnte sich ja das bisherige Weltbild verändern und etwas sein, was nicht sein darf. Die Wissenschaft wird aber durch Zweifel gefördert und gefordert. Man sollte ihn nur begründen können.

Damit kommen wir zu den eigenen Werten. Bleiben wir in einem solchen Moment standhaft und sind wir es uns wert, standhaft zu bleiben und unsere Meinung/These zu vertreten? Oder sind wir es nicht?

Es ist legitim, anderer Meinung zu sein. Das gilt nicht nur für die Wissenschaft. In einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft, wo sogar die persönliche Meinungsfreiheit in der Verfassung garantiert ist, sollte man sich mit der Meinung anderer auseinandersetzen. Man sollte nicht direkt bewerten, wenn sie einem persönlich nicht passt.

Doch nochmal zurück zum Historiker. Je nach Interessensgebiet, vor allem, wenn sie schon lange zurück liegen, war der Historiker bei dem zu untersuchenden Sachverhalt nicht dabei. Das heißt, er ist auf das angewiesen, was noch an Material zur Verfügung steht. Aufgrund dessen stellt er eine These auf. Darin fließen seine Kenntnisse, sein Hintergrundwissen, seine Bildung, sein Glaube und seine Interessen uvm. mit ein. Das macht die These und ihre Fragestellung nicht immer frei von gewissen subjektiven Einflüssen. In einer historisch-wissenschaftlichen These steckt daher auch etwas Persönliches, dennoch sollte man versuchen, offen zu bleiben für mögliche Alternativen oder ggf. auch bereit sein, seine These zu ändern.

 

Dr. Alexander Berens